Chronik 1923-1976

Da leider nur sehr wenige Unterlagen erhalten geblieben sind, können wir für diesen Zeitraum nur auf die Inhalte der „Hirtenberger Chronik“ zurückgreifen.

Der Musikverein Hirtenberg wird 1923 aus dem Arbeiter-Bildungsvereines als Arbeiterkapelle ins Leben gerufen.

Der damalige Vorstand ist leider nicht mehr bekannt, jedoch weiß man, wer die Mitglieder beim ersten öffentlichen Auftritt sind. Nämlich: Karl Habersack (Kapellmeister), Johann Heim, Josef Holatko, Franz Stroh, Franz Schönovitz jun., Josef Wiederlechner, Leopold Fürst, Karl Lebschik, Franz Schönovitz sen., Otto Theiner und Ferdinand Rischawy.

Kurz danach wird Karl Habersack von Josef Wiederlechner als Kapellmeister abgelöst. Dieser leitet die Kapelle bis zum zweiten Weltkrieg und im zweiten Weltkrieg wird der Verein als Jugendkapelle aufrechterhalten, da erwachsene Musiker nicht zur Verfügung stehen.

Nach dem Krieg, im Jahr 1946, wird der Verein als „Feuerwehrkapelle wieder gegründet.

Einige Obmänner waren: Franz Schönovitz, Rudolf Malina, Franz Kautschek, Erich Hochreiter und Johann Braunöck.

Bei der Generalversammlung im Jahr 1972 tritt, der sich als Bezirkskapellmeister einen Namen gemachte, Josef Wiederlechner als Kapellmeister zurück und es folgte ihm Karl Appinger nach.

1975 wird der Name von „Feuerwehrkapelle“ auf den jetzigen Namen „Musikverein Hirtenberg“ geändert.

Im Jahr 1976 findet wieder ein Kapellmeisterwechsel statt und diesmal übernimmt der jetzige Ehrenkapellmeister Berndt Lindmayer die musikalische Leitung.

Bereits unter der musikalischen Leitung von Josef Wiederlechner (und wahrscheinlich noch viel früher) konnten bei Wertungsspielen Sehr Gute und Ausgezeichnete Erfolge errungen werden.

Der Musikverein Hirtenberg tätigt auch Gastauftritte in Tübingen und Waldorf, in der ehemaligen BRD, und erhält folglich auch Gastbesuche dieser Kapellen. Ebenfalls besucht wird die Musikkapelle Kühnsdorf in Kärnten.

Josef Wiederlechner 1903-1977

Um auf eine langjährige Vereinsgeschichte zurückblicken zu können, bedarf es zweifellos Personen, die durch ihr Wirken und durch ihr Engagement einen legendären Ruf und große Verdienste um die Vereinsführung erwarben. Einer von ihnen war ohne Frage Josef Wiederlechner. Am 23. Februar 1903 in Hirtenberg geboren, absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und war in der Folge in verschiedenen Hirtenberger Betrieben tätig. Eine besonders glückliche Fügung war es, dass er während des Krieges in den Wr. Neustädter Flugzeugwerken beschäftigt und dadurch vom Dienst in der deutschen Wehrmacht freigestellt war. So konnte er auch während des Krieges seine musikalische Tätigkeit in Hirtenberg fortsetzen und schuf damit eine der Voraussetzungen, die es dem Musikverein Hirtenberg nach Ende des Krieges ermöglichten, seine Vereinstätigkeit wieder aufzunehmen.

Josef Wiederlechner war Gründungsmitglied des Vereines und ab 1924 für 48 Jahre dessen musikalischer Leiter. Seine musikalische Ausbildung umfasste die Instrumente Tenorhorn, Posaune, Gitarre, Akkordeon und Schlagwerk. Dadurch war er geradezu prädestiniert umfassenden musikalischen Unterricht zu geben. Dies war in einer Zeit, als es noch wenige öffentliche Musikschulen gab, eine Grundvoraussetzung, damit ein Verein wie der Musikverein Hirtenberg in einer kleinen Industriegemeinde existieren konnte. So war es Josef Wiederlechner, der Jugendlichen aus Hirtenberg, Enzesfeld und St. Veit die ersten Töne beibrachte und so manches Mitglied war einst sein Schüler und trat mit seinem Jugendensemble bei verschiedenen Gemeindeveranstaltungen das erste Mal auf.

Obwohl Josef Wiederlechner niemals Berufsmusiker war, stellte er dennoch sein Leben in den Dienst der Musik. Er leitete lange Jahre den Hirtenberger Kirchenchor, das Theaterorchester der Hirtenberger Laienspielgruppe, spielte mit Tanzensembles bei Bällen und während der Stummfilmzeit mit seinem Salonorchester im Kino. Darüber hinaus engagierte er sich im Hirtenberger Gemeinderat. Von 1964 bis zu seinem Tode war er auch Leiter des Musikverein Markt Piesting.

Zudem befasste er sich ausführlich mit Tonsatz und Instrumentierung, um mit seinen unterschiedlichen Ensembles stets aktuell und am Puls der Zeit zu sein. Er hinterließ uns ein umfangreiches Archiv an handgeschriebenem Notenmaterial, welches fast schon einen antiquarischen Wert besitzt, wenngleich Teile davon auch heute noch zum Standardrepertoire gehören. Sein wohl bekanntestes Werk ist das von ihm zusammengestellte und arrangierte Potpourrie „Der fidele Zecher“. Als Eigenkomposition schuf er den Marsch „Gruß an Piesting“, der 1982 auch auf Musikkassette aufgenommen wurde.

Josef Wiederlechner war zweimal verheiratet, seiner Ehe mit Margaretha entstammt eine Tochter. Seit 1948 verwitwet, heiratete er 1950 seine zweite Frau Käthe.

In seinen späten Jahren engagierte er sich zunehmend auch im überregionalen Blasmusikwesen und war einige Zeit auch Bezirkskapellmeister. Durch sein jahrzehntelanges Wirken wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen zuteil. Er war Träger der „Ehrenmedaille in Gold“ des NÖ Blasmusikverbandes, bekam das „Große Ehrenzeichen für eifrige und ersprießliche Tätigkeit in der österreichischen Volksmusik“ verliehen und erhielt für seine kommunalpolitischen Tätigkeiten die „Goldene Medaille des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“.

Josef Wiederlechner war es, der mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit, Genauigkeit und manchmal sogar Verbissenheit den Musikverein Hirtenberg zu einem leistungsfähigen Blasmusikorchester machte. Als er 1972 aus privaten Gründen seine Aktivitäten in Hirtenberg beendete, ging eine Ära zu Ende, doch Dank seines jahrzehntelangen Wirkens waren die Voraussetzungen für eine weitere langjährige, erfolgreiche Vereinstätigkeit gegeben.

Josef Wiederlechner verstarb am 10. Juni 1977 im Alter von 74 Jahren. Er wurde am 14. Juni 1977 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und seiner ehemaligen Musikkameraden in Hirtenberg zu Grabe getragen. Sein Name wird mit dem Musikverein Hirtenberg und der Marktgemeinde Hirtenberg stets verbunden bleiben.

Chronik 1976-1997

1976 wird die musikalische Leitung von Berndt Lindmayer übernommen. Zu dieser Zeit war unser „Gurki“ (Erich Hochreiter) Obmann. In den ersten Jahren erreicht der Musikverein bei den Konzertwertungsspielen einen sehr guten Erfolg. Ab 1980 werden unsere musikalischen Darbietungen unter Kapellmeister Berndt Lindmayer von den Bewertern jedoch ausgezeichnet. Dies führt in weiterer Folge zu zahlreichen Ehrenzeichenverleihungen an das Orchester und seine Funktionäre. Neben den klassischen Konzertwertungen besteht ein nicht unwesentlicher Teil unserer Darbietung aus „Musik in Bewegung“. Darum nimmt der Musikverein Hirtenberg auch regelmäßig und erfolgreich an Marschmusikbewertungen teil.

Legendär sind die Erinnerungen an unsere Auslandsfahrten und Musikvereinsausflüge.

So war der Musikverein Hirtenberg zu Besuch in Waldorf-Häslach (BRD, 1977), Hailfingen (BRD, 1987) und in Sopron (Ungarn, 1989 und 1990). Im Gegenzug waren die Musikkapellen aber auch in Hirtenberg zu Gast und sorgten oft für eindrucksvolle Darbietungen bei den Festveranstaltungen. Tolle Ausflüge ins Weinviertel, mit dem Schiff durch die Wachau, Rätselrally, etc. sind in den letzten Jahrzehnten ein Garant dafür, dass neben der „Arbeit“ auch die Kameradschaft im Musikverein nicht zu kurz kommt.

1977 gestaltet der Musikverein Hirtenberg zum ersten Mal in Baden ein Kurkonzert. Diese Konzertverpflichtungen im Badener Kurpark unter reger Anteilnahme der Badener Bevölkerung und deren Gäste, ist für 25 Jahre lang eine musikalische Herausforderung, die gerne wahrgenommen wird.

Highlights in der Geschichte des Musikverein Hirtenberg sind die Rundfunkaufzeichnungen 1977 im Stadttheater Berndorf, Eröffnung der Sportschule Lindabrunn, 50 Jahre Marktgemeinde Hirtenberg, Casino Baden (1995), die Traubenkur-Konzerte in Baden und Bad Vöslau, etc.

Unter dem Obmann Franz Stark werden – die bis 1984 nur sporadisch stattgefundenen – Festkonzerte zum Nationalfeiertag, ein musikalischer Fixpunkt für den Verein und die Bevölkerung in und rund um Hirtenberg.

Berndt Lindmayer

Nach Josef Wiederlechner ein weiterer „großer alter Mann“, der unseren Musikverein maßgeblich geprägt hat, ist zweifellos Berndt Lindmayer.

Da sein Großvater (mütterlicherseits) von einem Zweig der Schrammel-Linie abstammt, wurde ihm die Musikalität quasi in die Wiege gelegt.

Im Jänner 1940 begann er Akkordeon zu lernen, und ab seinem zehnten Lebensjahr spielte er bei Straßensammlungen des WHW (Winterhilfswerk) im zweiten Weltkrieg.

Ab 1947 trat er mit verschiedenen Tanzmusikensembles bei Veranstaltungen auf und schuf die musikalischen Arrangements für diverse Besetzungen. In dieser Zeit eignete er sich auch die Harmonielehre als Autodidakt an.

Durch seinen Musikkollegen Leo Ramharter kam er in den Jahren 1952/1953 auf den Geschmack und lernte bei ihm Klarinette und Saxophon. Im Jahr 1957 gründete er die „Berndt Lindmayer Combo“, mit der er bis zum Fasching 1980 unermüdlich unterwegs war.

Erst in den Jahren 1971/1972 erfuhr er seine erste offizielle musikalische Erziehung. Dies waren die Kapellmeisterkurse beim niederösterreichischen Blasmusikverband, welche er mit „Sehr gut“ im Jahr 1973 abschloss.

1972 wurde er zum Vizekapellmeister des Musikverein Hirtenberg gewählt und ab dem 6. Jänner 1976 übernahm er die musikalische Leitung des Orchesters.

Unter seiner Führung blühte der Musikverein so richtig auf. Sein Credo war es stets, dem Publikum ein breit gefächertes Programm zu präsentieren. Daher legte er großen Wert darauf, dass neben Märschen und Polkas mit derselben Qualität Musicalmelodien, Operetten und sogar die eine oder andere Ouvertüre aus einer großen Oper gespielt wurden.

Seine Liebe galt aber ohne Zweifel dem Swing der 1930er und 1940er Jahre und den lateinamerikanischen Rhythmen. Diese brachte er auf unnachahmliche Art dem Orchester nahe – gleichsam ein Pionier auf diesem Gebiet, da diese Musikstile in der Blasmusik damals noch keineswegs selbstverständlich waren. Aus dieser Neigung resultierte auch die Gründung der „Big Band Hirtenberg“ (heute „Swingin‘ Sirs and Sisters“), die 1988 ihren ersten Auftritt hatte. Aus ersten zaghaften Versuchen in Bernis legendärem Probenkeller wurde durch sein unermüdliches Engagement tatsächlich Realität: Die Bigband entwickelte sich prächtig, sie ist heute aktiver denn je. Und ein nicht unbeträchtlicher Teil der guten alten Swingnummern, die heute mit Begeisterung gespielt – und vom Publikum gehört! – werden, stammt aus Berndt Lindmayers Anfangszeit. Ab 1982 war er daneben in der Bezirks-Arbeits-Gemeinschaft Baden und Umgebung als Jugendreferent und ab 1994 als Bezirksobmann tätig.

Man sagt, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, ohne die seine Erfolge nicht möglich wären. Für keinen gilt dies wohl mehr als für unseren Berni. Seine Maria hat ihn in all den Jahren – und bis heute – in all seinen Aktivitäten, ob im Beruf als Dentist oder beim Hobby als Musiker, tatkräftig unterstützt und dabei wohl mehr als einmal private Interessen seinem strikten Zeitplan untergeordnet. Dafür sei ihr an dieser Stelle unser aufrichtiger Dank ausgesprochen.

Im März 1997 übergab er den Taktstock an seinen Kapellmeister-Kollegen Josef Rauscher und beendete auch seine Funktion als Bezirksobmann. Im selben Jahr wurde er mit einstimmigem Beschluss zum Ehrenkapellmeister des Musikverein Hirtenberg ernannt.

Für sein jahrzehntelanges Engagement für die Blasmusik wurden Berndt Lindmayer zahlreiche Ehrenzeichen und Auszeichnungen verliehen. So zum Beispiel die „Goldene Medaille des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ oder das „Verdienstkreuz des NÖ Blasmusikverbandes in Silber“.

Auf Grund seiner großen Verdienste um das kulturelle Schaffen in seiner Heimatgemeinde wurde ihm 2013 die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Enzesfeld-Lindabrunn verliehen.

Berndt Lindmayer kam am 28. September 2021 eine ganz besondere Auszeichnung zu. Die Landeshauptfrau von NÖ überreichte ihm in Vertretung des Bundespräsidenten das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ im Landtagssitzungssaal in St. Pölten. Berndt Lindmayer wurde für sein lebenslanges Engagement um die Musik gewürdigt.

Chronik 1997-2012

Im Jahre 1997 übernimmt Kapellmeister Josef Rauscher die musikalische Leitung des Musikverein Hirtenberg von Berndt Lindmayer und setzt den eingeschlagenen Weg fort. In seiner Ära und unter tatkräftiger Mithilfe seines Stellvertreters Harald Willimayer weitet der Musikverein sein musikalisches Betätigungsfeld mehr und mehr aus. Zu den traditionellen jährlichen Konzerten zum Nationalfeiertag werden Sänger und Chöre eingeladen, es werden Konzerte im neu restaurierten Saal der Kulturwerkstatt Kottingbrunn oder im neu errichteten Kurzentrum Bad Vöslau veranstaltet.

Bei den alljährlichen Konzertmusikbewertungen erreicht Joe Rauscher wie sein Vorgänger neun Mal in ununterbrochener Reihenfolge einen „ausgezeichneten Erfolg“, was ihm die goldene Dirigentennadel, überreicht vom Landeshauptmann, einbringt.

Unter Josef Rauscher wird auch die Position des Kapellmeister-Stellvertreters aufgewertet. Harald Willimayer, der gewonnen werden konnte, zum Musikverein Hirtenberg als Stammverein zu wechseln, übernimmt Teile der Probenarbeit und die Konzerte zum Nationalfeiertag werden von beiden Kapellmeistern gestaltet.

In dieser Zeit finden auch die ersten Probenwochenenden statt. Diese Wochenenden – einmal zum Beispiel in der Ramsau am Dachstein – sind einerseits durch das intensive Proben für das Erarbeiten eines Konzertprogramms musikalisch ungeheuer wertvoll. Auf der anderen Seite vertiefen sie die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mitgliedern ganz besonders.

Und es werden sogenannte Musikreisen organisiert. Dabei begleitete der Musikverein eine Reisegesellschaft des Reisebüros Pulay über ein verlängertes Wochenende zu einem Urlaubsziel in Kroatien, etwa nach Krk oder Sibenik, und gestaltete dort im Hotel an einem Abend ein Galakonzert. Nach Aussage vieler mitgereister Gäste waren die schwungvollen Melodien des Musikverein Hirtenberg vor der Kulisse des Sonnenuntergangs an der Adria stets ein Höhepunkt dieser Reisen.

Als Michael Osztovics im Jahr 2009 mit der Ausbildung zum Kapellmeister beginnt, findet Josef Rauscher, dass dieser sein theoretisches Wissen auch praktisch umsetzen sollte und überträgt ihm ab 2010 die musikalische Leitung bei den alljährlichen Konzertmusikbewertungen. Im Mai 2011 legt er schließlich erfolgreich die Kapellmeisterprüfung ab.

Unter Michael Osztovics als Stabführer nimmt der Verein in den letzten Jahren auch enormen Aufschwung in der Marschmusik, die bis dahin eher ein Mauerblümchendasein unter den Mitgliedern gefristet hatte. Es gelingt ihm, die Musiker für das Marschieren zu begeistern und bei den Marschwertungen in immer höheren Stufen und mit immer ausgefalleneren Figuren anzutreten.

Bei all diesen Veränderungen darf auf keinen Fall einer vergessen werden, dessen Position im Verein sich in all den Jahren nicht geändert hat: Franz Malzl, ohne Übertreibung der „Fels in der Brandung“, ist seit dem Jahr 1990 (!) ununterbrochen Obmann des Musikvereins. Ohne sein unermüdliches Engagement und seinen totalen Einsatz wäre nichts von dem Erreichten möglich gewesen.

Beim Nationalfeiertagskonzert 2012 übergibt Josef Rauscher schließlich den Dirigentenstab an Harald Willimayer, der nun zusammen mit Michael Osztovics die musikalischen Geschicke des Vereins lenkt.

Josef Rauscher

Josef Rauscher, der den Taktstock von Berndt Lindmayer im Jahr 1997 übernahm, ist seit frühester Jugend Vollblutmusiker. Schon in jungen Jahren spielte er Tanzmusik – und zwar in der „Berndt Lindmayer Combo“!

Aber der Reihe nach. Seine musikalische Laufbahn begann er 1965 in Berndorf. Bei Eduard Sonnleitner lernte er Akkordeon, anschließend Trompete und Flügelhorn bei Kapellmeister Steiner Hiasl, bei Friedl Reithofer Posaune.

Und dann ging es los: Er spielte in der Musikkapelle Hernstein, der Feuerwehrkapelle Berndorf, dem Musikverein Pottenstein und ab 1974 beim Musikverein Hirtenberg. Daneben spielte er bei zahlreichen Unterhaltungsbands: eben der Berndt Lindmayer Combo, bei der Gruppe Celsius, der Concord 77 D. Rausch, der Accident Jazz Group Pernitz, etc.

Zwischen 1995 und 1997 absolvierte er den Kapellmeisterlehrgang in Zeillern.

Er führte den Musikverein Hirtenberg einerseits in bewährter Weise im Sinne Berndt Lindmayers weiter, andererseits weitete der Musikverein in seiner Ära sein musikalisches Betätigungsfeld mehr und mehr aus. Zu den traditionellen Konzerten zum Nationalfeiertag wurden Sänger und Chöre eingeladen, es wurden tolle Konzerte im neu restaurierten Saal der Kulturwerkstatt Kottingbrunn veranstaltet, ja man sorgte sogar für die musikalische Umrahmung der pompösen Eröffnung von Frank Stronachs Magna Racino.

Und der Musikverein begeisterte seine Zuhörer auf mehreren Musikerausflügen, ob mit dem Schiff auf dem Neusiedler See, auf die Insel Krk oder nach Sibenik in Kroatien.

Bei den alljährlichen Konzertmusibewertungen erreichte Joe Rauscher wie sein Vorgänger neun Mal in ununterbrochener Reihenfolge einen „ausgezeichneten Erfolg“, was ihm die goldene Dirigentennadel, überreicht vom Landeshauptmann, einbrachte.

Um auf dem Instrument nicht einzurosten, spielt er nebenbei bei seinem Zweitverein Musikverein St. Veit an der Triesting, beim Bläserensemble Charisma und Tanzmusik bei den Celsius. Eine Spezialität von ihm ist außerdem die musikalische Begleitung zur letzten Ruhestätte mittels Bläserquartett; böse Zungen behaupten, er habe schon mehr Stunden auf dem Friedhof verbracht als mancher, der schon jahrelang unter der Erde liegt.

2012 übergab er den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Harald Willimayer. Auf Grund seiner Verdienste wurde er zum Ehrenkapellmeister ernannt. Er bleibt dem Musikverein Hirtenberg als wertvolle Stütze am Tenorhorn und an der Posaune erhalten.

Chronik 2012-2017

Von 2012 bis 2014 steht Harald Willimayer, mit Michael Osztovics als seinem Stellvertreter, dem Verein als Kapellmeister vor und ab 2014 sind beide gleichwertige Kapellmeister. Auch ihnen liegt es sehr am Herzen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Doch auch ein bisschen frischen Wind in den Verein zu bringen.

So werden sommerliche Kurkonzerte wieder ein fixer Bestandteil im musikalischen Kalender, diesmal im Kurpark in Bad Sauerbrunn und in Puchberg am Schneeberg. Auf der anderen Seite werden die Frühschoppen sehr aufgewertet: Es wird nun vermehrt gesungen und mit verschiedensten Show-Einlagen für gute Stimmung gesorgt.

Stabführer und Kapellmeister Michael Osztovics legt auch die Messlatte bei den jährlichen Marschmusikbewertungen hoch: Seit 2012 tritt der Musikverein Hirtenberg in der Kunststufe „E“ an und kann auch dort regelmäßig ausgezeichnete Erfolge einheimsen.

Ein großes, rauschendes Fest wird im Jahr 2013 anlässlich des 90-jährigen Bestehens gefeiert. Im Gemeindepark in Hirtenberg findet ein zweitätiges Fest statt, im Zuge dessen auch das Bezirksblasmusikfest mit Marschmusikbewertung abgehalten wird. Zahlreiche Vereine aus Nah und Fern folgen der Einladung und feiern den 90er gemeinsam mit dem Musikverein Hirtenberg.

Schon länger wollten die Damen im Musikverein Hirtenberg bei sommerlichen Auftritten im Dirndl glänzen. Da seit der Gründung eine Uniform getragen wird, musste eine optische Verbindung gefunden werden: Ein traditionelles Dirndl, dass durch die dunkelblau–schwarz Kombination zu den Uniformen passt. Die Farben der Schürze sind auf das Gemeindewappen abgestimmt. So konnten sich beim Hirtenberger Kirtag im Juni 2014 alle Musikerinnen in ihren Dirndln präsentieren. Ein großer Dank gilt hier der Marktgemeinde Hirtenberg und vor allem Bürgermeisterin Gisi Strobl – sie war treibende Kraft bei diesem Projekt und trägt natürlich auch mit Stolz das Hirtenberger Musikvereinsdirndl.

2017 legt Bürgermeisterin Gisela Strobl ihre Funktion zurück und anlässlich dessen komponiert Kapellmeister Harald Willimayer die „Gisi-Polka“. Diese wird im Rahmen eines Festaktes vom Musikverein uraufgeführt.

Um zu den trachtigen Damen zu passen, werden im Sommer 2017 Trachtenhemden für die Herren im Verein angeschafft. Die Blau-Weiß-karierten Hemden passen farblich zu den Dirndln der Damen und sind mit dem Gemeindewappen sowie mit dem Vereinsnamen bestickt. Hier gilt ein großer Dank dem Präsidenten unseres Fanclubs Johann Farthofer, welcher die Kosten für die Hemden zu Gänze übernommen hat.

Harald Willimayer

Irgendwann kauften die Eltern des gebürtigen Bad Vöslauers ihm eine Melodica, auf der er zu Hause in seinem Zimmer die ersten Töne hervorzauberte. Er liebte es, gute Tanz- und Unterhaltungsmusik im Radio zu lauschen und diese später auf der Melodica nachzuspielen. Das praktizierte er sehr ausgiebig, anfangs noch mit sehr bescheidenem Erfolg.

Mit der Zeit wurden die Nachspielversuche immer besser, und Haralds Mutter kam auf die Idee, ihn an der Musikschule in Bad Vöslau anzumelden. Nachdem für Melodica damals kein Unterricht angeboten wurde, man unterrichtete hauptsächlich Klavier und Gesang, entschied er sich für das Instrument Akkordeon. Noch dazu war gerade ein Leihinstrument frei geworden und er durfte schon am nächsten Tag bei Prof. Kurt Cerné, einer der beiden Lehrer – mehr hatte die Musikschule damals nicht zu bieten – mit der ersten Unterrichtsstunde beginnen.

Prof. Kurt Cerné war ein begnadeter Konzertpianist und aus diesem Grund auch ständig unterwegs. Immer dann, wenn er im Ausland spielte, wurde Harald Willimayer von einer sehr schrulligen, alten und sehr kleinen Lehrerin unterrichtet. Sie spielte auch Klavier, doch bei weitem nicht so gut wie der Herr Professor. Sie unterrichtete ausschließlich Klavier und Harald Willimayer hatte den Eindruck, dass sie vom Akkordeonspielen genauso wenig Ahnung hatte, wie er damals vom Klavierspielen.

Immerhin war er über acht Jahre Schüler in der Musikklasse von Prof. Cerné, der zumindest auf der rechten Hand doch einiges beibringen konnte. Harald Willimayer durfte an mehreren Solokonzerten im Rahmen von Musikschulabenden, die vorwiegend in Baden im Haus der Kunst abgehalten wurden, teilnehmen. Allerdings kam er immer erst kurz vor Schluss des Konzertes an die Reihe, da die Klavierschüler vorgezogen wurden.

Viele Jahre später lernte Harald Willimayer durch Zufall ein paar Jugendliche seines Alters kennen, die mit voller Begeisterung von einem kleinen Jugendensemble erzählten, wo sie mitspielten. Sie erzählten von einer Art Combo-Besetzung, wobei die Keyboardstimme nicht bzw. noch nicht besetzt war. Von seinen Eltern hatte Harald Willimayer in der Zwischenzeit eine kleine Orgel bekommen, auf der er zuletzt schon lieber spielte als am Akkordeon. Allerdings hatte er mit dem Defizit der linken Hand noch immer zu kämpfen. Die linke Hand war gewohnt, die Bassknöpfe am Akkordeon zu bedienen, nicht jedoch die Funktion der linken Hand eines Keyboarders oder Pianisten zu übernehmen.

Trotzdem beschloss er, sich dieses Jugendensemble anzuhören und meldete sich sogleich für die nächste Probe beim Ensembleleiter an. Dieser war über den Anruf hoch erfreut und meinte, er solle gleich sein Keyboard zur nächsten Probe mitbringen.

Ein paar Tage später saß Harald Willimayer inmitten von gleichaltrigen, ambitionierten Musikern. Sie spielten im Ensemble Trompete, Saxophon, Posaune, Schlagzeug sowie E-Bass. Der Leiter, Josef Leitsmüller, spielte die Posaune. Die junge Band probte tolle Tanzmusik-Arrangements mit all den wunderbaren Harmonien, die man aus dem Rundfunk kannte. Das war der Einstieg als Keyboarder in die Welt der Tanz- und Unterhaltungsmusik, der Harald Willimayer viele Jahre treu geblieben ist und während dieser Zeit mit vielen Bands, vom Trio bis zur Big Band, spielen bzw. auftreten durfte.

Später lernte er noch Posaune und Tenorhorn und spielte bei der damaligen „Stadtmusik Bad Vöslau“ (heute Blasorchester Bad Vöslau).

Von 1999 bis 2007 war Harald Willimayer gemeinsam mit Christian Sauer für die musikalische Leitung des Blasorchesters Bad Vöslau (BBV) verantwortlich, von 2008 bis 2012 war er stellvertretender Kapellmeister und ab 2012 Kapellmeister des Musikverein Hirtenberg.

Außerdem schrieb Harald Willimayer einige Blasorchesterbearbeitungen von Werken des Bad Vöslauer Komponisten Gerhard Lagrange, die er mit dem Blasorchester Bad Vöslau uraufgeführt hat.

2003 komponierte er die „BBV-Polka“, den Konzertwalzer „Frühschoppen mit Opa“ sowie für die Kollegenschaft des Musikverein Hirtenberg das Stück „Hirtenberger Freunde“.

Chronik 2017 bis heute

Im Jahr 2017 wechselt Harald Willimayer auf die Position des stellvertretenden Kapellmeisters und Michael Osztovics steht dem Orchester nun vor.

Die Frühschoppen werden im Hinblick auf Stimmung und Unterhaltung weiter ausgebaut, aber auch die musikalische Qualität wird weiter gesteigert. Generell gesehen ist das musikalische Niveau des Musikverein Hirtenberg stark gestiegen und so konnte im November 2017 erstmalig eine Konzertmusikbewertung in der Höchststufe „D“ absolviert werden.

Da die Freiwillige Feuerwehr Lindabrunn eine Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Dachau pflegt und diese 2019 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, wird gemeinsam ein Ausflug nach Bayern unternommen. Bei dem großen Jubiläumsfest wirkt der Musikverein Hirtenberg beim Festumzug mit und spielt im Anschluss den Frühschoppen im 2.000-Mann-Festzelt.

Ebenfalls im September 2019 können die Triestingtaler Musikvereine das Land NÖ auf der Wiener Wiesn vertreten. Am Tag der Region spielen neben dem Musikverein Hirtenberg, der Musikverein St. Veit, die Trachtenkapelle Furth, sowie die Blasmusikkapelle Altenmarkt auf. Nach einem gemeinsamen Anmarsch sorgt jede Kapelle in einem anderen Zelt für Stimmung und Unterhaltung.

Als im Jahr 2020 pandemiebedingt nicht nur die musikalische Welt zum Erliegen kommt, ist der Musikverein Hirtenberg doch stets bemüht das Vereinsleben so gut als möglich aufrecht zu erhalten. Anstatt der wöchentlichen Proben werden Video-Proben abgehalten – und das jede Woche ohne Unterbrechung. Hier wird nicht nur musiziert, sondern vor allem auch der soziale Kontakt mit den Freunden und Kollegen im Verein gepflegt.

So bald als möglich, wird wieder „in Präsenz“ geprobt – hier ist das Kulturhaus Hirtenberg mit seinem großen Saal ideal zum Abstände einhalten. Auf Initiative von Kapellmeister Michael Osztovics wird die „Sommertour“ ins Leben gerufen. Nachdem Veranstaltungen wie Feuerwehrfest teils noch nicht möglich sind, werden die wöchentlichen Donnerstags-Proben zu den Heurigen und Wirten verlegt. Dort wird jede Woche im Sommer ein Dämmerschoppen gespielt und das Publikum dankt es wöchentlich mit viel Applaus.

Dem Ehrenkapellmeister Berndt Lindmayer kommt im September 2021 eine ganz besondere Auszeichnung zu: Die Landeshauptfrau von NÖ überreicht ihm in Vertretung des Bundespräsidenten das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“. Berndt Lindmayer wird für sein lebenslanges Engagement um die Musik gewürdigt. Als besondere Überraschung stellten sich eine Vielzahl an Gratulanten im Landgasthaus Lindabrunn ein, um Berndt Lindmayer ein Ständchen zu spielen. Neben den Vertretern der beiden Marktgemeinden Hirtenberg und Enzesfeld-Lindabrunn waren auch Abordnungen der Swingin‘ Sirs & Sisters (Big Band Hirtenberg), der Bezirksarbeitsgemeinschaft Baden-Mödling-Wr. Neustadt, des Musikverein Markt Piesting und des Musikverein „Anton Hofmann“ Pfaffstätten, sowie zahlreiche Wegbegleiter gekommen, um ihm zu gratulieren.

Auch die nächsten Lockdowns können dem Musikverein Hirtenberg nichts anhaben. Zu Weihnachten 2021 wird das traditionelle Weihnachtsblasen auf Video aufgenommen und am 24. Dezember über die Sozialen Medien in die Wohnzimmer des Publikums gebracht.

Ein besonderes Highlight ist aber mit Sicherheit der Musikausflug im August 2022 nach Dachau. Der Auftritt im Jahr 2019 gefällt dem Dachauer Volksfest-Wirten so gut, dass er den Musikverein für das legendäre Dachauer Volksfest engagiert. Vor knapp 4.000 Leuten wird am Sonntag im großen Festzelt der Frühschoppen gespielt und auch dort kann man das Publikum in den Bann ziehen und begeistern.

Im Jubiläumsjahr 2023 kann der Musikverein Hirtenberg auf eine bereits 100-jährige, äußerst erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückblicken. Der Verein mit knapp 50 Mitgliedern präsentiert sich als solider Kulturträger der gesamten Region, der es versteht, sein Publikum mit Blasmusik auf höchstem Niveau zu unterhalten.